Was ist das: Kommunikation?

Eigentlich war die Aufgabe recht simpel: „Erstellt ein Foto mit Selbstauslöser, auf dem die gesamte Klassen drauf ist.“ Zwei Leute hatten zuvor genau eine Minute Zeit gehabt, da hin zu rennen, wo die Aufgabe auslag, die Aufgabe durchzulesen, sich zu merken, zur Klasse zurückzukehren und anschließend zu erklären, was zu tun ist. Die ganze Klasse sollte die Aufgabe gemeinsam lösen. Klar ist: Es sollten Zusammenarbeit und Disziplin trainiert werden. Klar wurde: Das kann ganz schön schwer sein.

Schnell fanden sich zwei oder drei „Anführer“, die den anderen Schülerinnen und Schülern in der Klasse mehr oder weniger deutlich „Anweisungen“ gaben. Doch an manchen Stellen gab es  Missverständnisse und Streitereien: Was war noch mal in welcher Reihenfolge zu machen? Wie sollten wir aufs Foto? Und wo? Bald wollte niemand mehr den anderen zuhören: Manche Schüler gaben entnervt auf und gingen auf ihre Zimmer, andere standen lustlos am Rand und der Rest schrie sich an. Dabei hatte doch jeder nur die Klasse beruhigen und Ordnung schaffen wollen. Nach sehr langer, erfolglos verbrachter Zeit war die Stimmung der Klasse schlecht, die Nerven gespannt und es machte kein Spaß mehr.

Am Ende der Übung sollte die Klasse mit ihrem Klassenlehrer über Erfolge, Misserfolge, Fehler sowie mögliche Lösungen und Auswege aus der Krisensituation sprechen. Der Klassenlehrer sorgte dafür, dass alle, die etwas sagen wollten, auch drankamen. Jeder konnte sich aussprechen und den Mitschülern beschreiben, was genau sie an ihrem Verhalten gestört hat. Am Ende der Besprechung hatte jeder nicht nur die Fehler der anderen verstanden, sondern auch die eigenen eingesehen. Spät am Abend kamen auch Schüler zu anderen und entschuldigten sich für ihr schlechtes Benehmen, es wurde allen verziehen und jedem wurde eines klar: In einer großen Gruppe muss man sich auch mal unterordnen können!

 

Text: Lucy Hall; Foto: Alina Speer